неділю, 2 березня 2014 р.

Hitler 2.0

Putin versucht in der Ukraine das Tschechoslowakei-Szenario von 1938 zu realisieren. Die Welt darf nicht erneut den Fehler machen, den sie damals mit Hitler gemacht hatte – Putin muss jetzt gestoppt werden!

Ich bin ein Bürger der Ukraine, wobei meine Mutter eine ethnische Russin ist, aufgewachsen bin ich in dem „prorussischen“ Osten des Landes. Der Kollaps der die Sowjetunion hat mich bereits im bewussten Alter erwischt und hat mein Erwachsenwerden geprägt. Während der chaotischen 90-er Jahre studierte ich in Kiew und St. Gallen und lebe nun seit 2000 in der Schweiz. Meine Familie und viele Freunde leben aber immer noch in der Ukraine.

Ich unterstütze die Maidan-Protestaktionen während der letzten drei Monate und habe auch an den Aktionen der Ukrainischen Diaspora in der Schweiz teilgenommen. Ich bin froh, dass infolge der Proteste die korrupte und kriminelle Regierung des ex-Präsidenten Viktor Yanukowytsch gestürzt worden ist, es tut mir aber immens Leid, dass dies so viele menschliche Opfer gefordert hat.

Nun hat aber Russland gegen mein Heimatland einen echten Krieg entfesselt. Die Halbinsel Krim ist de-facto von den russischen Truppen okkupiert worden. Es gibt Meldungen, dass Putin auch weitere militärische Expeditionen in die östlichen und südlichen Gebiete der Ukraine plant. Ich bin empört und fordere die Welt – vor allem aber Europa und den Westen – auf, sofort wirksame Massnahmen gegen Putins Russland zu ergreifen! Aus der Geschichte haben wir gelernt, dass Hitler am besten vor der „Liquidation“ von Tschechoslowakei in 1938 gestoppt werden sollte. So gilt es auch Putin jetzt zu stoppen – jegliche Zögerung wird zu immer schwereren Konsequenzen für die ganze Welt führen.

In der Ukraine geht es um die Zukunft nicht nur der Ukraine, sondern auch die Zukunft von Russland

Geographisch und historisch ist die Ukraine die Region, aus der Russland sich „entpuppt“ hat. Ein Grossteil der russischen historischen Mythologie kommt aus der Ukraine. Dies ist wohl einer der Gründe, warum Vladimir Putin nicht zulassen will, dass die Ukraine sich zu einem demokratischen europäischen Land entwickelt – viel zu gross wäre dann der Kontrast zu seinem eigenen korrupten und autoritären Staat, dessen relativer Wohlstand hauptsächlich durch den Zufluss von Petrodollars erhalten wird.

Mehr als ein Drittel der Ukrainer spricht zu Hause Russisch. Diese Leute hält Putin für Russen. Eine grosse Misseinschätzung, behaupte ich, z.B. weil ich zu Hause auch Russisch spreche. Viele meiner Freunde und Verwandte auch. Dies ändert aber nichts an unserer Selbstidentifikation als Ukrainer.

Es gibt wohl aber zwei weitere, wichtigere Gründe, warum, aus meiner Sicht, Vladimir Putin jetzt die Situation in der Ukraine nicht der Selbstbestimmung des ukrainischen Volkes überlassen will.

Dead_on_Maidan

Der erste Grund ist die Annahme, dass in einem der drei ostslawischen Länder (Russland, Weissrussland und Ukraine) die Zivilgesellschaft einen Sieg über den Repressionsapparat des Staates erringen kann. Der Staat, samt seinem Repressionsapparat, gilt in Russland als heilig und unantastbar, die Menschenrechte sind dagegen sekundär. Die Bilder der auf dem Maidan erschossenen Protester, die den Westen geschockt haben, haben wenig Sympathie in Russland erweckt. Die russischen Medien haben eher der „heldenhaften Leistung“ der Polizeispezialeinheiten applaudiert.

Mezhygirya

Der zweite Grund ist, was dem Sturz des ukrainischen Präsidenten gefolgt hat – die Veröffentlichung der Bilder seiner üppigen Residenz. Das Regime von Putin ist ungefähr genauso korrupt, wie das ehemalige Regime in der Ukraine, nur viel reicher. D.h. rund um Moskau gibt es viel mehr solche Residenzen, als im Umkreis von Kiew. Alleine eine Annahme, dass eine Enthüllung solcher Residenzen möglich ist, ist für den inneren Kreis des Präsidenten Putin unerträglich.

Somit versucht Putin mit der militärischen Operation in der Ukraine offensichtlich eine Reihe der Ziele zu erreichen, viele davon innenpolitisch. Die hysterische anti-ukrainische Propaganda in den russischen Medien gilt dabei nicht nur als Waffe im Informationskrieg gegen die Ukraine sondern auch als Nebelwand für die russische Bevölkerung.

Keinen Krieg gegen Russland führen, sondern Wirtschaftssanktionen gegen Schlüsselpersonen einführen!

Hat Putin Angst vor einer militärischen Konfrontation mit dem Westen? Sicherlich. Er geht aber davon aus, dass der Westen keinen Krieg gegen Russland führen wird, sogar mit dem hehren Ziel, demokratische Ukraine aus den Pfoten des russischen Diktators zu retten.

Aus meiner Sicht ist aber keine Militäraktion gegen Putin seitens Westen wirklich notwendig. Wirtschaftsmassnahmen haben heutzutage eine stärkere Wirkung. Die russische Regierung ist von den Exporteinnahmen – v.a. von Erdöl und Erdgas – total abhängig. Rund um die Hälfte aller russischen Exporte geht an die europäischen Märkte. Europa muss Putin exporteinnahmen verweigern, mit denen er die Zustimmung der russischen Bevölkerung für seine rücksichtlosen Entscheidungen erkauft.

Am meisten fürchtet aber der innere Kreis rund um Putin die gezielten Wirtschaftssanktionen: Sperrung ihrer Privatkonten in westlichen Finanzinstitutionen sowie anderer Vermögenswerte in den Westlichen Ländern. Es ist kein Geheimnis, dass fast jeder russischer Oligarch oder hochrangiger Beamte Eigentum, Gelder und Vermögen im Westen hat. Sobald es ihnen klar gemacht wird, dass sie den Zugang dazu verlieren können, werden sie sich verdammt stark dafür einsetzen, dass der Putin sein Verhalten gegenüber Ukraine überdenkt.